Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein waren bereits bei der Ausschreibung zentrale Kriterien für die Architekt:innen. Sie werden konsequent umgesetzt.
Indem das alte Gebäude nicht abgerissen, sondern abgetragen wird, können einzelne Bestandteile erhalten werden, wiederverwertbares Material wird im Rahmen eines Social-Urban-Mining-Projekts recycelt oder woanders weiterverwendet. Darüber hinaus setzt man auf Geothermie als umweltschonende Form der Energieversorgung, schafft Grünflächen und Brunnen zur Luftverbesserung und verwendet viel Holz, um Energie und Material einzusparen.
Nachhaltigkeit und Ressourcenmanagement zeichnen auch das Heizen und Kühlen im RAIQA aus: Hier kommt das Verfahren der thermischen Grundwassernutzung zum Einsatz.
Das Grundwasser mit seiner konstanten Temperatur von 10,8 Grad Celsius ist eine nachhaltige Energiequelle, aus der man Wärme und Kälte gewinnen kann. Für DAS RAIQA kann der bestehende Grundwasserbrunnen in der Adamgasse 27 mitverwendet werden. Dieses innovative Konzept steckt in Europa noch in den Kinderschuhen, birgt aber großes Potenzial für die Zukunft.
Alte Gebäude als Mine nutzen – so könnte man Urban Mining kurz beschreiben. Beim RAIQA kommt noch die soziale Komponente mit dazu.
Auch die Baubranche bleibt vom Klimaschutz nicht unberührt. Konzepte, mit denen Abfall möglichst vermieden und Material aus alten Häusern als Sekundärrohstoff wiederverwendet werden kann, gewinnen an Bedeutung – auch aus wirtschaftlichen Gründen. Wenn Rohstoffe, aber auch Gegenstände einem sozialen Zweck zugeführt werden, spricht man von Social Urban Mining – kurz SUM.
Das RAIQA schafft neue Begegnungsräume
Im Neuwirt, einem Kultur- und Gemeinschaftshaus in Wattens, finden sich jetzt zahlreiche Dinge aus dem RLB wieder. Es gab fast nichts, was der Verein nicht nutzen konnte: angefangen bei der Putzmaschine über Glasscheiben und Türdrücker bis hin zu Kabeln und Schwerlastenregalen für die Tontechnik. Erfahren Sie mehr im Kurzinterview mit Christian Schwarzer.
Lang anhaltende Frische für geschenkte Lebensmittel
Auch Kühlschränke passen ins SUM-Konzept. Die alten Kühlschränke aus dem Gebäude wurden dem Verein Foodsharing übergeben. Dieser lagert darin geschenkte Lebensmittel für Obdachlose und Einkommensschwache in ganz Innsbruck.
Von der Schalterhalle ins Café
Im Zuge von SUM wurden die Bartenbach-Leuchten aus der ehemaligen Raiffeisen-Schalterhalle von Mitarbeitern des Upcycling Studios vorsichtig abgenommen und verpackt. Jetzt haben sie einen neuen Einsatzort gefunden: Sie werden im Kulturkaffee Wattens hängen.
Deutschlernen auf RLB-Möbeln
Nicht mehr benötigte Bürotische und -stühle aus dem alten RLB-Gebäude hat die Diakonie Telfs für die Einrichtung von Schulzimmern verwendet. Dort erhalten jetzt Geflüchtete Deutschunterricht.
Ein Regalsystem verlässt die Bühne
Auch ein Schwerlast-Regalsystem aus dem ehemaligen Tresorraum der RLB fand eine neue Verwendung: Es wird im Tiroler Landestheater zur Lagerung von Theaterrequisiten gebraucht.
Die ZAMG erstellt ein Gutachten über die städteklimatische Auswirkungen für DAS RAIQA und untersucht die Veränderung der Temperaturverhältnisse, der Windverhältnisse sowie der Besonnungsverhältnisse.
Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) kennen viele Österreicherinnen und Österreicher, denn sie ist u. a. dafür zuständig, täglich das Wetter vorherzusagen. Die Forschungseinrichtung des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung erstellt aber auch Gutachten, die die mikroklimatischen Auswirkungen von Bauprojekten untersuchen. So kann bereits im Vorfeld ein sehr realistisches Bild möglicher Auswirkungen auf das Städteklima gegeben werden.
Dies ist insbesondere im innerstädtischen Bereich wesentlich, da somit möglichen Hitzebelastungen oder störenden Verwindungen frühzeitig entgegengewirkt werden kann.
Im Auftrag der RLB wurde deshalb durch den Generalplaner Pichler & Traupmann ein derartiges Gutachten für DAS RAIQA eingeholt. Im Wesentlichen wurden drei Aspekte im Detail betrachtet: die Veränderung der Temperaturverhältnisse, der Windverhältnisse sowie der Besonnungsverhältnisse. Zusammenfassend ergibt sich hierbei für das Bauprojekt ein positives Zeugnis. Einzig die Besonnungsverhältnisse reduzieren sich in einigen Bereichen. An Sommertagen verändert sich im schlimmsten Fall die direkte Sonneneinstrahlung von 11,2 Stunden auf 8,2 Stunden. Dies trägt natürlich aber auf der anderen Seite dazu bei, dass die Überhitzung in diesem Innenstadtbereich minimiert werden kann.
Im Vergleich zum bestehenden Gebäude liefert DAS RAIQA hier eine positive Veränderung. In den frühen Morgenstunden hat der Bau noch eine leicht wärmende Wirkung, nach Sonnenaufgang setzt aber bald ein kühlender Effekt ein. Die am stärksten kühlende Wirkung ist in den Nachmittagsstunden gegeben. Gegen Abend nimmt der kühlende Einfluss wieder ab, da auch die Sonneneinstrahlung schwächer wird. Für die kühlende Wirkung des RAIQA gibt es mehrere Gründe: Einer ist beispielsweise, dass sich dunklere Materialien stärker erwärmen als helle. Der Bestandsbau ist von dunklem Asphalt umgeben, der Innenhofbereich des Neubaus wird jedoch mit einer helleren Pflasterung gestaltet. Zudem sind im Bauprojekt begrünte Fassaden, Pflanzeninseln und Sprühnebelbuchten vorgesehen. Die Wirkung dieser Maßnahmen wird zusätzlich zu einer Abkühlung führen.
Auch bei den Veränderungen der Windverhältnisse zeigen sich, abhängig von der Windrichtung, fast ausnahmslos Verbesserungen zur aktuellen Situation.
Bei schwachem Westwind an einem Sommermorgen sind die Windverhältnisse jenen der aktuellen sehr ähnlich.
Bei mittelstarkem Ostwind an einem Sommernachmittagwird der Wind in den parallel zur Strömungsrichtung verlaufenden Straßen kanalisiert. Derselbe Effekt tritt auch nördlich des Bestandsgebäudes auf. Beim Neubau sind die Windgeschwindigkeiten in diesem Bereich deutlich geringer. Statt der Ost-West- Kanalisierung wird der Wind in bodennahen Schichten blockiert. Teilweise werden die Luftmassen dann in deutlich abgeschwächter Form durch den nordöstlichen Durchzug gelenkt, aber auch in höhere Schichten über die Terrasse des Gebäudes. Es ist davon auszugehen, dass der Wind Richtung Adamgasse in Bodennähe in der Realität noch weiter abgeschwächt wird.
Bei ausgeprägtem Südföhn ist festzuhalten, dass die Strömungsgeschwindigkeiten deutlich höher sind als bei Talaus- und Taleinwind und dass die Straßenzüge in Süd-Nord-Richtung durchströmt werden. Durch den Neubau wird die Windgeschwindigkeit im Innenhof und auf der Nordseite des RAIQA-Gebäudes deutlich reduziert. Dies steigert die Aufenthaltsqualität an diesen Orten. Die Reduktion wirkt sich bis zum Übergang in den Boznerplatz aus. Südlich des RAIQA-Neubaus wird die West-Ost-gerichtete Passage etwas enger. Dadurch wird der Wind hier stärker kanalisiert. In diesem Bereich wird die Aufenthaltsqualität bei Föhn also etwas abnehmen.
Wie eine Änderung der Beschattungsverhältnisse empfunden wird, hängt von mehreren Faktoren ab: Neben den persönlichen Vorlieben und der jeweiligen Nutzung ist hier vor allem die Jahreszeit ausschlaggebend. An heißen Tagen im Sommer wird Schatten überwiegend als angenehm empfunden, während im Winter, Frühjahr und Herbst tendenziell die Sonne „gesucht“ wird.
Der Neubau wirkt sich vor allem auf der Nordseite des geplanten RAIQA-Hauptgebäudes und (nachmittags) in einem Streifen östlich davon mit – nach Jahreszeit variierender – reduzierter Sonneneinstrahlung aus. Geringere Abnahmen sind auch im Innenhof sowie in der Adamgasse auf Höhe des RAIQA-Gebäudes zu erwarten.