Datenschutz ist uns wichtig

Für ein optimales Surferlebnis empfehlen wir Ihnen, der Verwendung von Cookies zuzustimmen. Manche Cookies sind essentiell für die Funktion dieser Website und können daher nicht abgewählt werden. Andere Cookies helfen uns, die Inhalte zu personalisieren und die Zugriffe auf unsere Website zu analysieren. Durch Cookies von Drittanbietern erhalten Sie Zugriff auf Social Media Funktionen und erhalten auf Sie persönlich zugeschnittene Werbeanzeigen. Einige unserer Cookies werden in den USA verarbeitet. Wenn Sie diese Cookies akzeptieren, stimmen Sie der Verarbeitung dieser in den USA zu. Der EuGH stuft die USA als ein Land mit unzureichenden Datenschutzregulierungen ein. Es besteht das Risikio, dass Ihre Daten von US-Behörden zu Kontroll- und Überwachungszwecken genutzt werden können.

Mit Klick auf „Details“ oder unsere Datenschutzerklärung (mit Detailinformationen zu den eingesetzten Cookies) sowie unter Impressum erhalten Sie weitere Informationen. Die Einstellungen können jederzeit unter „Cookie-Einstellungen“ im Fußbereich der Website rechts angepasst werden.

Nur mit den notwendigen Cookies, ist diese Website funktionsfähig. Sie ermöglichen grundlegende Funktionen wie die Seitennavigation. Diese Cookies werden vom Betreiber der Website ausgespielt und werden nur an diese Seite übermittelt.

Statistik-Cookies helfen uns als Website-Betreiber zu verstehen, wie User*innen mit unseren Inhalten interagieren und welche Seiten besucht werden. Die Informationen werden gesammelt und anonym an unseren Dienstleister weitergegeben.

Hier werden folgende Cookies verwendet:

 

  • Google Analytics - Speicherdauer 14 Monate

Diese Cookies werden von Dienstleistern dafür verwendet individualisierte Werbeinhalte für Zielgruppen zu erstellen.

Hier werden folgende Cookies verwendet:

 

  • Facebook-Pixel: 2 Jahre
TYPO3\CMS\Extbase\Domain\Model\FileReference:871

Von Altem und Neuem

Beim Abriss des RLB-Gebäudes in der Adamgasse kommt Social Urban Mining zum Tragen. Die Firma BauKarussell verwendet Material aus dem Bauwerk wieder oder verkauft es weiter. Sozialwirtschaftliche Unternehmen sollen dabei helfen.

Die anderen sind aber quadratisch“, sagt der operative Leiter Roman Borszki zu seiner Kollegin, als sie die Boden - platten im Foyer der leergeräumten RLB in der Adamgasse abmisst. „Ja“, meint sie und setzt das Bandmaß neu an, „es sind ganz andere. Diese müssen wir separat dokumentieren.“ Der Social Urban Miner und seine Kolleginnen vom BauKarussell aus Wien bereiten den Rückbau des Bankgebäudes vor. Sie notieren, was gut erhalten ist, was sich wiederverwenden oder -verwerten lässt und was nicht. Wenn Gebäude das Ende ihres Nutzungszyklus erreichen, werden sie normalerweise abgerissen. Das verursacht viel Lärm, stickige Luft und Schmutz, ist also für Menschen in der Umgebung eine Belastung, zudem bedeutet es für den Bauträger Kosten. Häuser müssen schließlich nicht nur abgerissen, sondern der Schutt auch abtransportiert und an geeigneter Stelle kostenpflichtig deponiert werden. Das führt zu zusätzlicher Arbeit und belastet die Umwelt – und zwar erheblich. All das soll bei der Neugestaltung des RaiffeisenAreals durch Social Urban Mining minimiert werden.

Neues lernen

Das Wiener Unternehmen BauKarussell betreut seit Jahren Rückbau-Projekte in ganz Österreich. BauKarussellGründer und Architekt Thomas Romm ist der Ansicht, dass sich „Gebäude-Abbrüche ökologisch gestalten lassen, ohne zu einer wirtschaftlichen Belastung zu werden“. Zuletzt war das Unternehmen beim Abriss des ehemaligen Wiener Rechenzentrums und der Coca-Cola-Werke beteiligt. Nun ist das RLB-Gebäude an der Reihe. Die Baubranche müsse von anderen Lebensbereichen noch viel lernen, meint der Experte: „In jedem Haushalt ist beispielsweise Mülltrennung gang und gäbe“, erklärt Romm, „auf der Baustelle leider nicht.“ Baumaterialien, vor allem aus neueren Gebäuden, seien sehr heterogen. Die Trennung der Stoffe ist aufwändig. Bauherren schätzen die Kosten dafür fälschlicherweise oft höher ein als die Deponiekosten. Romm ist überzeugt, dass diese und andere Nachlässigkeiten zu einer enormen Ressourcenverschwendung führen. „Das müssen sich die Bauherren nicht leisten“, konstatiert er. „Und unsere Umwelt kann es bald auch nicht mehr.“

Weg von der Abrissbirne

Romm ist ein Verfechter des geregelten und ressourcenschonenden Rückbaus – gemeinhin auch als Urban Mining bekannt. Darunter versteht man einen Trend, der darauf abzielt, bei der Errichtung eines neuen Gebäudes Ressourcen aus alten Häusern weiter zu nutzen. Muss ein altes Gebäude einem neuen Platz machen, lässt sich eine ganze Reihe an Materialien entweder normal weiterverwenden oder verarbeiten. Dadurch, so Romm, spare man sich meistens Abriss-, Transport-, aber vor allem die mittlerweile teuren Deponiekosten und tue damit auch etwas Gutes für die Umwelt. Material, das man selbst nicht nutzen könne, ließe sich verkaufen. All das benötige aber Vorbereitung. „Als die Abrissbirne noch eingesetzt wurde, gab es in der Vorbereitungsphase nur wenig zu tun“, erklärt Romm. „Beim verwertungsorientierten Rückbau verhält es sich aber anders.“ Möchte man Ressourcen schonen, muss alles gut vorbereitet sein, weshalb, wie im Fall des Gebäudes der Raiffeisen-Landesbank in der Adamgasse, Roman Borszki und seine Kolleginnen Monate vor Abrissbeginn vor Ort sind.

Borszki überprüft noch einmal eine Glasplatte am Geländer oberhalb der Schalterhalle in der Adamgasse. Er beugt sich und fährt mit dem Finger über die Halterung. „Wird schwierig sein, das noch zu verwenden“, meint er. Aber immer wieder wird er überrascht, auf was für kreative Ideen Leute kommen, wenn es darum geht, Sachen weiter in Gebrauch zu halten. „Menschen haben Spaß dabei, Dinge wiederzuverwenden“, sagt der Experte. Damit das aber möglich wird, muss man das Material sorgfältig und zerstörungsfrei abbauen – und das erfordert Handarbeit. Gut für alle BauKarussell betreut einerseits den Rückbau, stellt andererseits aber auch den Kontakt zwischen Bauherren und sozialwirtschaftlichen Vereinen her, die einen Teil dieser Arbeit erledigen können. Daraus ist eine soziale Variante des Trends Urban Mining entstanden, die Social Urban Mining genannt wird. Soziale Vereine und Unternehmen helfen Menschen, wieder am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. „Sie profitieren, weil sie Aufträge bekommen, aber auch die Bauherren haben was davon“, erklärt Thomas Romm. „Je mehr Menschen in der Vorbereitungsphase zur Verfügung stehen, desto mehr lässt sich aus einem Gebäude rausholen.“ In der Adamgasse werden voraussichtlich drei Tiroler sozialwirtschaftliche Unternehmen beim Rückbau Hand anlegen.

Borszki geht durch die Räume der Bank in der Adamgasse und entdeckt immer neue Dinge. Was das ungeübte Auge als Geländer identifiziert, sieht er als potentiellen Windschutz für einen zukünftigen Whirlpool. „Die Glasbrücke könnte jemand eventuell in seinem Außenbereich verwenden“, meint der Social Urban Miner. „Entweder“, so erklärt er, „wir schaffen es, das Element ähnlich weiterzuverwenden, oder wir zerlegen es in die Einzelteile und erhalten das Rohmaterial.“

Pionierarbeit

Schon in seiner Diplomarbeit beschäftigte sich Thomas Romm mit dem ökologischen Rückbau von Gebäuden. Lange Zeit glaubte man, dass man mit der Abrissbirne am ökonomischsten handle. „Erst in den 2000er Jahren erforschten wir auf der Uni Methoden, Gebäude umweltfreundlich zu bauen – und in diesem Zuge auch rückzubauen“, erzählt der Experte. Dass das immer schon notwendig gewesen wäre, war ihm schon als Studenten klar, und heute ist es ebenso vielen Bauherren klar geworden. Kürzlich habe Romm vom Abriss eines Hochregallagers in Wien gehört, das erst 2006 erbaut wurde: „Es kostete insgesamt 4,6 Millionen Euro bei der Errichtung, wobei der reine Stoffwert, also der Schutt, lediglich 12.000 Euro betrug“, erzählt er. Diesen enormen Wertverlust galt es endgültig aufzuhalten. Das erkannte auch der Gesetzgeber: Seit 2016 legt das österreichische Bundesgesetz in der Recycling-Baustoffverordnung fest, dass der Rückbau die Standardabrissmethode großer Gebäude sein muss. Bis Maschinen den Abriss durchführen, muss das Haus bis auf den Rohbau rückgebaut sein, heißt es dort. Alle Schad- und Störstoffe, die Recycling erschweren, müssen zuvor entfernt werden, aber auch wertvolle Bauteile sind für die Wiederverwendung zu sichern. „Damit ist Österreich einer der Vorreiter in Europa“, weiß der Experte. „Das erlaubt uns auch, solche Vorzeigeprojekte wie den Rückbau des RLB-Gebäudes in der Adamgasse durchzuführen.“ Dieses sei, so der Architekt, in seiner Konzeption nicht nur ganz am Puls der Zeit, sondern in dieser Form einzigartig in Europa.